5. Können Passivhäuser gefördert werden?
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Course: | Passivhaus für Entscheidungsträger |
Book: | 5. Können Passivhäuser gefördert werden? |
Printed by: | Guest user |
Date: | Saturday, 21 December 2024, 5:47 PM |
1 - Video-Präsentation
TRANSKRIPT
Der Passivhaus-Standard ist eine wunderbare Lösung für den Klimawandel. Doch wie können wir Worten Taten folgen lassen? Wir brauchen etwas Inspiration!
Behörden können z.B. den Weg ebnen für ein überzeugendes Pilotprojekt. Hierdurch werden den Bürgern Erfahrungen mit einem energieeffizienten Eigenheim, einer Schule oder Büro vermittelt … und alte Vorurteile über Bord geworfen! Wussten Sie zum Beispiel, dass Sie die Fenster in einem Passivhaus jederzeit öffnen können?
Sie können energieeffiziente Gebäude auch fördern, indem Sie den Passivhaus-Standard als eine NZEB-Lösung (Niedrigstenergiegebäude) anerkennen und die PHPP-Berechnung als einen Beweis der Qualität und der Einhaltung der Regeln akzeptieren. Vergessen Sie nicht die Qualitätsüberwachung, um zu sichern, dass die Energieeffizienz-Ziele auch eingehalten werden. Qualität ist das A und O!
Auch der sinnvolle Einsatz von Fördermitteln und bessere Kredite oder Darlehen können den Markt stimulieren. Durch sinnvolle Investitionen in die Energieeffizienz sind Projekte über den gesamten Lebenszyklus profitabel. Wobei es sehr wichtig ist, nur hoch energieeffiziente Maßnahmen zu unterstützen. Alles andere begünstigt eher durchschnittliche Ergebnisse, mit denen die Gebäude ziemlich viel Energie verbrauchen werden in den nächsten Jahrzehnten. Wenn Sie ein energieeffizientes Gebäude von Anfang an richtig planen, werden nur marginale Investitions-Mehrkosten anfallen, die über die Zeit durch die erhöhten Energiekosteneinsparungen kompensiert werden. Wenn Sie aber jetzt z.B. nicht die optimale Dämmdicke einbauen, müssen Sie bis zum Ende der Lebenszeit der Komponente warten, um die Gebäudehülle kostengünstig zu verbessern und den Energieverbrauch zu senken. Machen Sie es also gleich richtig oder warten Sie lieber auf den richtigen Zeitpunkt für eine Sanierung.
Eine Verringerung des Energieverbrauchs um 50% klingt bedeutend. Damit werden wir aber unser Reduktions-Ziel für 2050 nicht erreichen. Stattdessen wird der Energieverbrauch bei 50% des jetzigen Verbrauchs bleiben bis etwa 2070, wenn der nächste Sanierungszyklus beginnt. Der Passivhaus-Standard wird daher auf lange Sicht ein wesentlich besseres Ergebnis liefern und das Einpendeln unserer Bemühungen auf eine nur durchschnittliche Qualität verhindern.
Um die mit der Energieeffizienz verbundenen Investitionskosten zu finanzieren, können Sie von der proKlima Fonds-Strategie profitieren. Jeder Euro finanzielle Unterstützung löst 12,70€ Investition aus und spart damit eine Menge CO2-Emissionen! Der Bausektor ist der Empfänger von Zuschüssen für energieeffiziente Gebäude. Besondere Steuerzahlungen aus den Umsätzen der lokalen Industrie können die Ausgaben für diese Anreize ausgleichen. Kombiniert mit qualifizierten Programmen können viele Menschen neue Jobs finden.
Zu guter Letzt: Verbreiten Sie das Passivhauswissen! Alle involvierten Personen sollten eine angemessene Weiterbildung / Schulung erhalten. Vergessen Sie nicht, es geht um Qualität! Mit etwas finanzieller Unterstützung können Fachleute an Universitäten, Berufsschulen und speziellen Trainingszentren ausgebildet werden. Vergessen Sie nicht die StadtplanerInnen! Sie sollten durch die Ausrichtung der Baugebiete für ausreichend solare Gewinne in den Gebäuden sorgen und Raum für die Integration von erneuerbaren Energien lassen. Kommunale Flächen sollten auch nur unter der Bedingung verkauft werden, dass Passivhäuser darauf gebaut werden. Baufamilien sollten gut informiert werden - bevor sie ein Haus bauen und wenn Sie in ihr Passivhaus einziehen! Es gibt viele Wege, Informationen weiterzugeben, sei es auf Messen, in Ausstellungen, an Tagen der offenen Tür oder sogar durch Wettbewerbe!
Es ist immer besser, Menschen zu überzeugen als nur Vorschriften zu machen. Das ist der beste Weg, eine nachhaltige und energieeffiziente Zukunft zu erreichen.
ZU MERKEN
- Gehen Sie voran mit Pilotprojekten
- Erfahrungen aus erster Hand vermitteln
- Akzeptieren Sie PHPP-Berechnungen
- Das Passivhaus ist ein NZEB!
- Weiser Einsatz von Subventionen und bessere Kredite
- Nur hohe Energieeffizienz unterstützen
- Machen Sie es richtig oder warten Sie auf den richtigen Zeitpunkt für eine Sanierung!
- Extra Steuereinnahmen, um Anreize zu finanzieren
- Verbreiten Sie die Informationen
- Fördern Sie Trainings für Fachleute
- Überzeugen Sie Menschen durch Messen und Tage der offenen Tür
2 - Weitere Informationen
Entscheiden Sie sich für ein Pilotprojekt!
Den besten Marktanreiz bieten immer noch gute gebaute Beispiele. Pilotprojekte lokaler Behörden liefern Erfahrungen über die Anwendbarkeit und Effektivität des Passivhaus-Standards und können so viele Menschen zur Nachahmung anregen. Darüber hinaus spielen sie eine große Rolle als Informations- und Wissens-Drehscheibe, da sie effektive Lösungen und Herangehensweisen an realen Gebäuden aufzeigen.
Diese Projekte sollten am besten zertifiziert und überwacht werden, um die Benutzer mit Feedback zu versorgen, wie zum Beispiel die verbesserte Luftqualität, konstante Temperatur- und Feuchtigkeitsverläufe, eingesparte Energiemenge, etc.. Zusätzlich hilft ein Monitoring dabei, schnell defekte Komponenten zu identifizieren und mögliche Fehler in der Bedienung (z.B. zu hohe Luftwechselraten, eingeschaltete Heizung im Sommer) zu entdecken.
Solche Pilotprojekte mit Monitoring haben schon einige Städte und Landkreise dazu veranlasst, den Passivhaus-Standard in ihre Bauvorschriften aufzunehmen. Manche gingen sogar noch weiter, wie die Stadt Vancouver, welche spezielle Vorschriften zu Gebäudeabmessungen und -abständen erlassen hat, um den Passivhaus-Standard attraktiver zu machen. Wie Lloyd Alter von Treehugger erklärt: „Durch die Entscheidung für den Passivhaus-Standard ist eine höhere Bebauungsdichte möglich, dies bedeutet mehr Einheiten und damit extra Profit. Das Passivhaus bezahlt sich selbst."
Sinnvoller Einsatz von Subventionen
Es ist meist erst wieder ökonomisch sinnvoll, zusätzliche Dämmung anzubringen, wenn der Putz anfängt zu bröckeln. Entscheiden Sie sich deshalb lieber von Anfang an für die richtige Dämmstärke! Es gibt mittlerweile einige Förderprogramme für Passivhäuser und EnerPHit-Sanierungen auf städtischer, regionaler und nationaler Ebene. Diese helfen zusätzlich, höhere Investitionskosten durch qualitativ hochwertigere Produkte und detailliertere Planung zu finanzieren.
Einige bekannte Beispiele sind die Finanzierungsmodelle der KfW, welche niedrige und fixe Darlehenszinsen ohne Tilgung innerhalb der ersten Jahre bieten, oder den "Climate Protection Fonds proKlima”. Der proKlima-Fond arbeitet auf der Basis von öffentlich-privaten Partnerschaften seit 1998. Er hat geholfen, bisher jährlich mehr als 118.000 Tonnen Treibhausgase einzusparen!Aufmerksamkeit durch Aktionen
Um den Verbreitung von Passivhäusern zu fördern, müssen wir den Bedarf an energieeffizienten Gebäuden erhöhen. Das Ändern von Gewohnheiten und sozialen Werten braucht vielleicht etwas Zeit und Engagement, aber es gibt viele Wege, das Interesse der Endnutzer zu wecken. Wie zum Beispiel demonstrative Aktionen, ein Beratungsservice oder auch das Schaffen von Vertrauen innerhalb der Ortsgemeinschaft.
Eine weitere Verbreitung erreichen Sie, wenn Sie unterhaltende Aktivitäten organisieren, neben technischen Workshops, wie die belgische Werbeinitiative “Are you normal?”. Sie zielt darauf ab, durch Werbung und ein Quiz zu zeigen, dass das Passivhaus heutzutage ein etabliertes Konzept ist – das einzig besondere daran sind die Bewohner. Eine “Eisblockwette” ist ebenso ein großartiger Weg, die Vorteile eines gut gedämmten Gebäudes erfahrbar zu machen. Dabei wird gezeigt, wie schnell ein Eisblock im Sommer schmilzt - in einer nicht gedämmten Box im Vergleich zu einer gut gedämmten Box. Ein anderer Weg, neue Zielgruppen zu erreichen, könntenTraining zur Qualitätssicherung
Neben Informationsveranstaltungen und Foren ist es wichtig, energieeffiziente Konstruktionen in bestehende Bildungssysteme zu integrieren und berufliche Weiterbildungen für Fachleute anzubieten. Auch Träger öffentlicher Ämter sollten angesprochen werden, zum Beispiel durch ein eintägiges Training, wie es mit mehr als hundert Mitarbeitern der Stadt Vancouver durchgeführt wurde.
Lokale Verwaltungen können Weiterbildungen fördern, indem sie Subventionen für Kurse und adäquate Trainingszentren bereitstellen. Die Building Knowledge Hubs, entwickelt im Rahmen des europäischen Projekts „Train-to-NZEB“ sind ein gutes Beispiel, da diese modernen Trainingszentren die Weitergabe von theoretischen Informationen als auch von praktischen Kenntnissen ermöglichen. Dank Modellen in Originalgröße können Kursteilnehmer einen Blick auf die verschiedenen Ebenen einer Passivhaus-Konstruktion werfen, das Aufbringen der Dämmung und das Ausführen einer Luftdichtheitsebene üben und sogar einen Blower-Door-Test durchführen, um für die Herausforderungen im Alltag bestens gerüstet zu sein.